Sommer 2005 bekam ich die Möglichkeit, mit "meinem" Hundeverein an einem Wochenendseminar bei Thomas Baumann teilzunehmen. Das Wochenende zeigte mir, dass Barry ohne Beschädigung andere Hunde "korrigiert", aber gewillt war, meinen Wünschen (nicht jeden Hund korrigieren zu wollen) zu entsprechen, wenn ich den Umgang mit ihm verändere.

 

Es dauerte eine Weile, aber im Oktober hatten wir eine Gemeinschaft entwickelt, die von Dressur (Sitz, Platz, Fuß etc.) im Alltag befreit war und auch langsam dazu führte, meine aktive Teilnahme im Hundeverein mehr und mehr abzubauen und letztendlich auch aufzugeben. Als Gast war ich noch auf dem Platz, aber meine Teilnahme beschränkte sich auf kleine Hilfsarbeiten. Aus dem Trainingsgeschehen war ich raus, da ich das mit meinen Erfahrungen und Umsetzungen nicht mehr vereinbar empfand.

 

Begegnungen wurden wieder entspannter. Im Verein (und auf anderen Plätzen, welche ich als Gast besuchte) wurde darauf hingearbeitet, dass ein Hund bei Begegnungen ruhig bleiben muss, was nicht automatisch zur Entspannung führte, wenn dicht aneinander vorbeigegangen wurde. 

Ich veränderte in der Anfangszeit diesen "Zwang" und nahm bei Sichtung anderer Hunde einen großen Abstand ein. Barry musste es sich nicht gefallen lassen, dass seine Individualdistanz von anderen unterschritten wurde, aber es war genauso wichtig, dass er dies auch bei anderen Hunden respektierte.

Dies setzte natürlich genug Platz voraus und diesen schuf ich anfangs bewusst. An der Straße, an der Barry schon lange ohne Leine lief, hatte er bald verstanden, was ich situationsbedingt erwarte. Die Hauptbotschaft war: "Belästige werden weder Mensch noch Tier". Während des Alltags konnte ich ihm "erklären", warum ich was nicht möchte ("da kommen Kinder, wir gehen zusammen, mit Abstand vorbei"), meine Lösungen aufzeigen (abbiegen, Straßenseite wechseln oder was auch immer) und es dauerte nicht lange, dass er "übernahm". Er blieb an Straßenecken stehen, wartete auf mich, wenn Kinder (mit oder ohne Erwachsenen) entgegenkamen, oder aber lief weiter , wenn keine Kinder dabei waren. 

 

Bei Sichtung anderer Hunde war es auch unterschiedlich. Da wusste er besser wie die anderen Hunde "drauf" waren, sodass er entweder weiter lief, oder auf mich wartete, damit wir zusammen ausweichen können (über die Straße durfte er ja nicht). 

 

Auf den Feldern dauerte es ein wenig länger. Dadurch, dass die anderen Hunde dort auch frei liefen, waren alle schneller unterwegs als an der Straße. Da zu der Zeit (Herbst/Winter) die Möglichkeit bestand über die Felder zu laufen, wählte ich ab und an den Weg in der Mitte, damit großer Abstand zu den Wegen außerhalb bestand. Barry musste sich erst daran gewöhnen, dass er nicht mehr einfach zu den anderen Hunden laufen durfte. Durch das Laufen in der Hundegruppe wurde das leider bis dato mehr oder weniger forciert, wenn auch nicht mit Absicht.

 

Nach anfänglichen Irritationen übernahm Barry die Angewohnheit einfach mit mir zu laufen und abzuwarten, was die anderen Hunde machten. Unterschritten diese unsere Individualdistanz, kam es darauf an, wie sie sich verhielten. Auch wenn so mancher noch ein wenig stürmisch war, fühlte sich Barry bald nicht mehr dazu verpflichtet, ihnen umgehend beibringen zu müssen, wie sie sich seiner Meinung nach zu verhalten haben.

Großer Abstand war bald nicht mehr Standard, sondern wurde situationsbedingt eingenommen. Ich konnte immer besser "lesen", was in Barry vorgeht, wenn er andere Hunde sichtete und er wusste, dass ich ihn ernst nehme und darauf eingehe, wenn er signalisierte, dass er mit dem ein oder anderen Hund nun gar kein Bock hatte.

Die Spaziergänge verliefen endlich ruhig, mit gelegentlichen Sprints, ob allein, oder mit anderen Hunden. Er kam nun mit den meisten Hunden zurecht und angespannte Momente oder Auseinandersetzungen gab es nur noch selten.